Beschaffung des Findlings für das Ehrenmal 1923

Wie schon berichtet, machten sich schon bald nach Beendigung des 1. Weltkrieges die Oppenauer Turner Gedanken, wie sie ihren 14 gefallenen Kameraden ein ehrendes, und den nachfolgenden Generationen mahnendes Denkmal errichten können.
Konkrete Pläne fasste der damalige Turnrat dann aber erst im Sommer 1922.
Man einigte sich am 10. September 1922 auf eine Gedenktafel, die in einen Findling aus den hiesigen Bergen eingelassen und im Stadtpark aufgestellt werden soll.
Die Turnratsmitglieder waren in dieser Sitzung aufgefordert auch bei ihren Wanderungen und Spaziergängen Ausschau nach einem geeigneten Findling zu halten.
Die Gedenktafel selbst war dann schon im Februar 1923 im Besitz des Vereines und über eine lange Zeit im Schaufenster des damaligen Uhrmachermeisters Haas ausgestellt.

Die Beschaffung des Findlings liest sich fast wie eine Abenteuergeschichte.
Auf dem Spitzenberg hatte man im Laufe des Spätjahres 1922 und April 1923 einen Granitfindling ausfindig gemacht und sich entschlossen diesen Stein für das Ehrenmal zu verwenden.

Die Turner suchten sich den 1. Mai 1923 heraus um den Findling vom Spitzenberg nach Oppenau zu transportieren.
Morgens um 6 Uhr rückten die Turner, so die Aufzeichnungen, unter Gesang mit Ross und Wagen, die mit reichlich Winden, Hebeisen, Ketten usw. beladen waren, in Richtung Lautenbach zum Spitzenberg.

Die Oppenauer Firmen Andre Sohn, Birk-Huber und die Holzhandlung Braun stellten die Gespanne mit den Fuhrleuten dem Turnverein für diese Arbeit zur Verfügung.

Nach Ankunft der Mannschaft am Fundort des Steines stellten die Männer bei näherem Betrachten fest, dass der Findling für den Abtransport in einem Wagen zu groß und zu schwer ist.
Nach kurzer Beratung entschlossen sich die Männer den unteren Teil des Findlings in einem Meter Breite kunstgerecht abzuspalten.
Eine nichtvorhergesehene Arbeit die letztendlich über zwei Stunden in Anspruch nahm.

Eine weitere unvorhergesehene Widrigkeit stellte der Waldweg dar, der für den Abtransport benutzt werden sollte. Auf einer Länge von fast zwei Kilometern musste der Weg von der Bergungsmannschaft vor der Abfahrt ins Tal ausgebessert werden.

Nachmittags um 5 Uhr waren dann beide Teile des Steines glücklich verladen und die Abfahrt konnte begonnen werden.
Schon bald mussten die Turner jedoch erkennen, dass auch der Abtransport nicht so reibungslos verlaufen wird, wie sie sich das vorgestellt hatten.
Schon bei der ersten Steigung des Weges musste ein Wagen mehrmals hochgewunden und letztendlich die Pferde direkt an die Radspeichen gespannt werden um die Steigung von 15 Metern zu überwinden.
Der zweite Wagen mit dem leichteren, nur 70 Zentner schweren, Stein überwand dieses Hindernis im „Galopp“.
Die Hindernisse waren aber damit noch nicht alle beseitigt.
Zu allem Übel brach an einem Wagen während der Abfahrt auch noch der Ladebaum.
Die Auswechslung dieses Gespannteiles verzögerte die Talabfahrt nach Lautenbach noch einmal.

Nach zwölfstündiger harter Arbeit im Wald erreichten die Turner und Fuhrleute dann Lautenbach und gönnten sich im „Kreuz“ bei einem Glas Apfelmost eine kurze Rast.

Aus den Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass während der Heimfahrt schon wieder frohe Turnerlieder erschallten und die Strapazen schnell vergessen waren.
Gegen zehn Uhr abends erreichte dann die Fuhrkolonne mit Sang und Klang Oppenau. Das ganze Städtchen war auf den Beinen um die Ankömmlinge mit ihrem Stein zu begrüßen.
Der Findling wurde am gleichen Abend noch zu seinem Bestimmungsort, dem Stadtpark, gefahren und in einer Stunde entladen.

Abtransport vom SpitzenbergRast auf dem SpitzenbergTurner beim Abtransport vom Spitzenberg